Mundartforschung

Schon 1903 als Hilfsredaktor angestellt, arbeitete Jakob Vetsch nach Annahme seiner Dissertation durch seinen Doktorvater von 1905 bis 1914 als regulärer Redaktor beim Schweizerischen Idiotikon in Zürich, dem Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache. Aktiv war Vetsch während dieser Zeit auch für das ebenfalls von Bachmann präsidierte Phonogrammarchiv der Universität Zürich, indem er als «Phonographist» zahlreiche Mundarten aufnahm. In dieser Zeit plante er ferner, ein «St. gallisch-appenzellisches Orts- und Flurnamenbuch» zu erarbeiten. Von Jakob Vetsch stammen beispielsweise die meisten Aufnahmen in der Publikation: Schweizer Mundarten. Im Auftrage der leitenden Kommission des Phonogramm-Archivs der Universität Zürich bearbeitet von Otto Gröger. Hölder, Wien 1914. Die Aufnahmen wurden auf Wachsplatten aufgezeichnet, die Schellackplatte kam erst einige Jahre später auf den Markt und löste das ursprüngliche Wachsplattenverfahren ab. (Quelle: wikipedia)

Die Laute der Appenzeller Mundart (EPUB, KINDLE, PDF, u.w.), Huber, Frauenfeld 1910 (Beiträge zur Schweizerdeutschen Grammatik I). – Vorgängiger Teildruck: Die Vokale der Stammsilben in den Appenzeller Mundarten. Dissertation an der Philosophischen Fakultät I der Universität Zürich. Huber, Frauenfeld 1907.

Für weitere Arbeiten und Veröffentlichungen s. auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_Vetsch_(Schriftsteller)

Wenker-Sätze (♪ mp3), gesprochen von Jakob Vetsch, 1909.

Wenker-Sätze (♪ mp3), gesprochen von Otto Frehner, 1909.

Endgültige Fassung der Wenkersätze (1880):

  1. Im Winter fliegen die trockenen Blätter in der Luft herum.
  2. Es hört gleich auf zu schneien, dann wird das Wetter wieder besser.
  3. Tu Kohlen in den Ofen, damit die Milch bald zu kochen anfängt.
  4. Der gute alte Mann ist mit dem Pferd(e) auf dem Eis eingebrochen und in das kalte Wasser gefallen.
  5. Er ist vor vier oder sechs Wochen gestorben.
  6. Das Feuer war zu heiß, die Kuchen sind ja unten ganz schwarz gebrannt.
  7. Er isst die Eier immer ohne Salz und Pfeffer.
  8. Die Füße tun mir (so sehr) weh, ich glaube, ich habe sie (mir) durchgelaufen.
  9. Ich bin selber bei der Frau gewesen und habe es ihr gesagt, und sie sagte, sie wolle es auch ihrer Tochter sagen.
  10. Ich will es auch nicht mehr wieder tun/machen.
  11. Ich schlage dich gleich mit dem Kochlöffel um die Ohren, du Affe.
  12. Wo gehst du (denn) hin? Sollen wir mitgehen (mit dir gehen)?
  13. Das/es sind schlechte Zeiten.
  14. Mein liebes Kind, bleib hier unten stehen, die bösen Gänse beißen dich tot.
  15. Du hast heute am meisten gelernt und bist artig gewesen, du darfst früher nach Hause gehen als die anderen.
  16. Du bist noch nicht groß genug, um eine Flasche Wein allein auszutrinken, du musst erst noch wachsen und größer werden.
  17. Geh, sei so gut und sag deiner Schwester, sie soll die Kleider für eure Mutter fertig nähen und mit der Bürste rein machen.
  18. Hättest du ihn gekannt! Dann wäre es anders gekommen, und es täte besser um ihn stehen.
  19. Wer hat mir meinen Korb mit Fleisch gestohlen?
  20. Er tat so, als hätten sie ihn zum Dreschen bestellt (; sie haben es aber selbst getan).
  21. Wem hat er (denn) die neue Geschichte erzählt?
  22. Man muss laut schreien, sonst versteht er uns nicht.
  23. Wir sind müde und haben Durst.
  24. Als wir gestern abend heim-/zurückkamen, da lagen die anderen schon im Bett und waren fest eingeschlafen / am Schlafen.
  25. Der Schnee ist diese Nacht liegen geblieben, aber heute morgen ist er geschmolzen.
  26. Hinter unserem Hause stehen drei schöne Apfelbäume / drei Apfelbäumchen mit roten Äpfeln/Äpfelchen.
  27. Könnt ihr nicht noch einen Augenblick / ein Augenblickchen auf uns warten? Dann gehen wir mit (euch).
  28. Ihr dürft nicht solche Kindereien treiben.
  29. Unsere Berge sind nicht so (sehr) hoch, die euren sind viel höher.
  30. Wie viel Pfund Wurst und wie viel Brot wollt ihr haben?
  31. Ich verstehe euch nicht, ihr müsst ein bisschen lauter sprechen.
  32. Habt ihr kein Stückchen weiße Seife auf meinem Tisch(e) gefunden?
  33. Sein Bruder will sich zwei schöne neue Häuser in eurem Garten bauen.
  34. Das Wort kam ihm von Herzen.
  35. Das war recht von ihnen!
  36. Was sitzen da für Vögelchen oben auf dem Mäuerchen?
  37. Die Bauern hatten (fünf) Ochsen und (neun) Kühe und (zwölf) Schäfchen vor das Dorf gebracht, die wollten sie verkaufen.
  38. Die Leute sind heute alle draußen auf dem Feld(e) und mähen.
  39. Geh nur, der braune Hund tut dir nichts.
  40. Ich bin mit den Leuten da hinten über die Wiese ins Korn gefahren.

Volkssage (♪ mp3), gesprochen von Jakob Vetsch, 1909.

Appenzeller Landsgemeinde (♪ mp3), gesprochen von Otto Frehner, 1909.